So Werden Ruby Cups im ländlichen Kenia Verteilt

So Werden Ruby Cups im ländlichen Kenia Verteilt

Begleite uns und Golda Ayodo von der Golden Girls Foundation und finde heraus, wie dein gespendeter Ruby Cup dort landet, wo er gebraucht wird.

 

Ein Sturm zieht herauf an diesem schwülen Nachmittag in Kisumu im ländlichen Kenia. Um 15.30 Uhr fahren wir durch die Eingangstore der St. Peter’s Nanga Secondary School. Heute begleite ich Golda Ayodo dabei, wie sie Ruby Cups an eine Gruppe Schulmädchen verteilt und ihnen erklärt, wie man sie benutzt.

Die Schule hat insgesamt annähernd 300 Schülerinnen und Schüler. Etwa 90 Mädchen aus zwei Klassen haben sich gerade in ein einzelnes Klassenzimmer gezwängt. Die Jungs wurden alle weggeschickt – diese Veranstaltung ist nur für Mädels. Kichern, aufgeregte Gesichter und baumelnde Beinen füllen das Zimmer.

Golda stellt sich als Gründerin und Leiterin der  Golden Girls Foundation vor. Um das Eis zu brechen stellt sie ein paar Fragen und macht ein paar Scherze. Nach einigen Minuten kommt sie zum Punkt:

“Was benutzt ihr, wenn ihr eure Tage habt?“ Sie schaut sich um, sucht nach Meldungen. „Ja?“ „Wir benutzen Damenbinden.“ „OK, aber nicht wir, ihr! Seid mal ehrlich, was benutzt ihr sonst noch?”

Eine nach der anderen strecken sich mehr Hände in die Luft, mehr Antworten kommen hervor: Stoffreste, Taschentücher, Decken, Matratzenfüllung, Baumwolle… Golda wechselt zwischen Kisuaheli und Englisch hin und her, während sie mehr über die Schülerinnen und ihren Umgang mit ihrer Periode erfährt.

“Unsere Periode ist so eine chaotische Angelegenheit, weil alles ausläuft, und das kommt von den Materialien die wir benutzen“, sagt die Golden Girls-Leiterin. Woraus bestehen also Ruby Cups? “Nicht aus Gummi, auch wenn sie so aussehen. Es nennt sich medizinisches Silikon.”

Ein Fragebogen wird ausgeteilt. Darin werden unter anderem Fragen dazu gestellt, welche Menstruationsprodukte die Mädchen zur Zeit benutzen, und wie zufrieden sie mit ihnen sind. Die Mädchen werden auch gebeten, ihre Kontaktdaten anzugeben, mithilfe derer in ein paar Monaten eine Nachfolgebefragung durchgeführt werden wird, wie es den Mädels mit ihrem neuen Ruby Cup geht.

Golda ist sich der tatsächlichen Lebensumstände der Mädchen bewusst: „Manche von euch haben Handies, stimmt’s? Dann schreibt ihr eure Nummer auf. Falls ihr kein eigenes Handy habt, ist das kein Verbrechen. Schreibt einfach die Nummer eurer Mutter oder Lehrerin auf.“

Als alle mit dem Schreiben fertig sind, nimmt sie einen kleinen, beigen und rosanen Beutel aus einer Sporttasche. „Habt ihr schon einmal einen Cup gesehen?“ Ein paar mal Nicken in einem Raum voller Kopfschütteln. „Wollt ihr mal sehen?“ „Jaaa!“ „Ta-daaa!“ Golda zieht den durchsichtigen Cup aus dem Beutel und hält ihn triumphierend hoch.

Anschaulich demonstriert sie, wie man sich hinkniet um die Menstruationstasse einzuführen. Die Mädels jubeln ihr zu, der Raum tobt. Sie erklärt, wie man den Cup entfernt, ohne eine Sauerei anzustellen, wobei sie die notwendigen Schritte geschickt ausführt.

„Danach könnt ihr ihn mit sauberem Wasser ausspülen, oder einfach mit Klopapier auswischen, falls ihr gerade kein sicheres Wasser zur Hand habt. Wenn eure Periode vorbei ist, desinfiziert ihr ihn einfach, indem ihr in fünf Minuten lang in Wasser abkocht.“

Golda macht die Mädchen darauf aufmerksam, dass sie sich gut um ihre neuen Ruby Cups kümmern müssen: Sie sind nicht nur bei Menschen beliebt. „Ratten lieben sie, also verpackt sie immer sicher!”

“Also, wer will es mal ausprobieren? Nur die, die sich damit wohl fühlen. Wir wollen euch diese Option nur anbieten; wir zwingen niemanden dazu, sie zu benutzen.“

Die Mädchen stellen sich ordentlich an, um ihre Ruby Cups zu erhalten. Sie packen sie erwartungsvoll an ihren Tischen aus, drücken und ziehen daran, lesen die  Gebrauchsanweisung, die im Beutel enthalten ist.

Jetzt ist es an der Zeit für eine weitere Fragerunde. „Fragt einfach drauf los!“, ermutigt Golda die Mädchen.

„Tut das weh?“ „Das kommt auf deine Technik an.“

“Macht es die Vagina größer?” „Wenn ein Baby aus deiner Vagina kommt, bleibt sie nicht einfach offen stehen, oder? Deine Vagina ist elastisch, und sie wird immer noch schön sein.“

„Woher weiß man, dass man es in das richtige Loch gesteckt hat?“ „… Das wirst du wissen. Keine Sorge.“

“Kann ich damit auch pinkeln?” „Ja, du kannst pinkeln wenn du den Cup trägst.“

„Soll man warmes oder kaltes Wasser zum Ausspülen benutzen?“ „Kaltes Wasser reicht.“

Als alle Fragen beantwortet sind verabschieden wir uns und gehen aus dem Klassenzimmer. Während wir dort waren ist der Regen gekommen und gegangen. Als wir die Schule verlassen, drehe ich mich ein letztes Mal um und sehe, was wir zurücklassen: Schlammpfützen und eine Menge fröhlich quatschender Mädchen.

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Ruth Asan (28) is a writer and political communication consultant from Germany. She has worked and studied in Berlin, Spain and Kenya. Most recently, she became co-founder of the Savara Women’s Advancement Program (SaWA), a training and mentorship program for young women from Nairobi.

Ruth Asan
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