Menstruationstasse nach einer Infektion weiterverwenden

Kann ich meine Menstruationstasse nach einer Infektion weiterverwenden?

Viele fragen sich ob es wirklich hygienisch ist eine Menstruationstasse nach einer vaginalen Infektion weiter zu verwenden oder was geschehen müsste um dies gefahrlos zu tun. Grundsätzlich spricht nichts dagegen die Menstruationstasse weiter zu benutzen, wenn sie aus medizinischem Silikon ist, denn dieses hat keine Poren in denen sich Keime verstecken könnten.

Grundsätzlich muss eine Tasse auch nicht keimfrei sein, denn die Scheide ist ein selbstreinigendes System, dessen Milchsäureflora sich gegen Erreger von Vaginalinfektionen wehren kann, wenn wir sie nicht ärgern.

Freund und Feind aus der Bakterienwelt

Bevor wir zu der richtigen Reinigung der Tasse nach einem Infekt kommen, ist es mir daher wichtig ein paar Worte über die normale Besiedlung der Vagina zu schreiben. Die Leitkeime, das heißt wichtigste Bakteriengruppe in der Scheide, sind verschiedene Milchsäurebakterien.
Diese Laktobazillen stellen nicht nur Milchsäure her, sondern viele von ihnen produzieren auch Bakterizide, das sind Stoffe, die andere Bakterien und Pilze aktiv fernhalten. Damit schützen sie nicht nur uns, sondern auch sich selber vor „Futterkonkurrenz“.

Die Lactobazillen der Vagina sind unser örtlicher Recyclinghof, die absterbende Scheidenwand-Zellen abbauen und sich dabei von ihnen und vor allem von dem in den Zellen enthaltenen Glykogen ernähren. Diese Nahrungsquelle teilen sie ungern und wehren sich daher gegen viele andere Bakterien und Pilze. Wenn wir allerdings die Lactobazillen verärgern, dann können sie ihre Funktion nicht erfüllen.

Liebet Eure Freunde!

Die Milchsäure-Flora kann durch falsche Menstruationshygiene geschädigt werden. Tampons saugen nicht nur Blut, sondern auch Scheidenflüssigkeit auf und können ebenso wie Monatsbinden Schadstoffe enthalten.

Unsere guten Lactobazillen benötigen Wasser und Feuchtigkeit zum leben und sich vermehren. Die Menstruationstasse fängt das Blut auf, trocknen aber im Gegensatz zum Tampon nicht aus. Daher ist der Wechsel auf eine Menstruationstasse der erste Schritt zu einer stabilen, gesunden Scheidenflora.

Des Weiteren können Konservierungsstoffe in Duschgelen, Rasierschäumen und anderen Kosmetika die guten Schutzbakterien vermindern. Daher sollte bei Infektanfälligkeit der Intimbereich nur mit Wasser gewaschen werden. Ja richtig gelesen, denn auch Intimwaschlotionen, die an den pH-Wert angepasst sind enthalten Konservierungsstoffe die Bakterien abtöten (Vorschrift der Kosmetikverordnungen).

Menstruationsblut, Wochenfluss und Muttermundschleim sind alle wasserlöslich, Seifen werden nur benötigt um Fett zu lösen. Da alle unsere genitalen Ausscheidungen wasserlöslich sind, brauchen wir Seifen, Duschgele oder speziellen Waschlotionen im Genitalbereich so absolut gar nicht! Scheidenspülungen stören ebenfalls mehr die intakte Flora als dass sie hilfreich sind.

Auch die Pille tut den Milchsäurebakterien nicht gut.

Auch die Verhütung spielt eine Rolle für den Aufbau der Schutzflora: Hautaustrocknende Pillen, die gegen Akne verordnet werden, trocknen natürlich auch die Haut des äußeren Genitalbereiches und die Scheidenwände aus. Dazu kommt, dass viele Pillen, die heute verschrieben werden einen sehr niedrigen Gehalt an (fast immer künstlichen) Östrogenen aufweisen. Damit sind einige Nebenwirkungen, die die hochdosierten Pillen der 60er und 70er Jahren hatten zurückgegangen. Aber je geringer aber die Östrogenmenge pro Pille wird, desto weniger Glykogen enthalten die Scheidenwandzellen, die Lactobazillen finden also weniger Futter und können sich nur noch schlecht erhalten.

Im schlimmsten Fall sind kaum noch Milchsäurebakterien vorhanden und damit sind Tür und Tor für Infektionen von Scheide und Blase geöffnet, die Nebenwirkungen verschieben sich. Auch andere Verhütungsmittel können die Flora beeinflussen, Spermizide wie Nonoxinol-9 zum Beispiel töten nicht nur die Samenzellen ab, sondern auch Laktobazillen.

Hormonfreie Verhütung und damit ein natürlicher Zyklus sind am besten für unser bakterielles Schutzsystem, dazu gehören NFP, Diaphragma mit spermienhemmendem Gel sowie Kupfer-Spiralen, die Kette und der Ball.

Als Gynäkologin erlebe ich sehr häufig Frauen die eine panische Angst haben, dass auf ihrer Menstruationstasse oder ihrem Diaphragma Bakterien sitzen könnten, die in die Scheide gelangen. Dabei sollten wir vielmehr Sorge tragen, dass unser Lactobazillen-Schutzsystem intakt bleibt.

Wie reinige ich eine Menstruationstasse nach einer Infektion richtig?

Hat eine Infektion vorgelegen d.h. hat sich Ausfluss, der juckte, brannte oder unangenehm roch bemerkbar gemacht, dann sollte die Tasse unbedingt folgendermaßen desinfiziert werden. Desinfektion bedeutet keimfrei machen und kann durch hohe Temperaturen, Dampfdruck, Bestrahlung oder chemische Mittel erfolgen.

Am wichtigsten ist das Waschen verbunden mit einer mechanischen Reinigung, möglichst dann, wenn die Tasse noch feucht aus unserem Körper kommt. Warum das? Ein Nährboden für Bakterien sind unter anderem Eiweißbestandteile aus Blut und Schleim. Wenn diese an der Tasse antrocknen sind sie später schlecht zu entfernen. Das heißt, vor jeder Desinfektion (3-minütiges Auskochen des Ruby Cups), müssen Reste entfernt werden, damit sich dort keine Bakterien verbergen oder Bakterien dort später einen Nährboden finden.

Im Haushalt können wir mit Hitze oder entsprechenden Desinfektionsmitteln, wie Milton-Tabletten, arbeiten. Wenn aber Eiweißreste an der Tasse kleben, können diese selbst nach einer gründlichen Desinfektion ein Nährboden für eine Neubesiedelung mit Umwelt-Keimen sein; daher ist es gerade nach einer Infektion wichtig: erst schrubben dann desinfizieren!

Vor allem nach einer Infektion sollte nach der Menstruation die Menstruationstasse mit Flüssigseife und gegebenenfalls einer alten Zahnbürste gereinigt werden. Danach gut abspülen damit keine Seifenreste Reizungen in der Scheide verursachen können. Danach wird die Menstruationstasse 3-5 Minuten ausgekocht.

Das Abkochen kann in einem Kochtopf, in einem Backofen oder der Mikrowelle erfolgen, dafür gibt es spezielle Behälter. In einem Metallkochtopf sollte die Tasse nicht an den Boden kommen, denn dieser wird oft sehr heiß und die Tasse kann sich verformen. Eine andere Möglichkeit sind Desinfektionstabletten oder -lösung die in Wasser aufgelöst bzw. verdünnt werden und die Tasse wird dann eingeweicht. Auch danach sollte die Tasse gut abgespült werden, damit Reste des Desinfektionsmittels nicht die Scheide reizen.

Zum Schluss gut trocknen und möglichst in einem luftigen Behälter wie dem Stoffbeutel aufbewahren, denn Feuchtigkeit ist, wie bereits bemerkt, ein Nährboden für Bakterien, auch für unfreundliche. Daher sollte eine Menstruationstasse nie feucht in einem geschlossenen Behälter aufbewahrt werden.

Im Normalfall reicht diese Art von Reinigung völlig aus. Zum einen halten sich auf trockenem medizinischem Silikon Bakterien nicht gut, zum anderen ist ein Penis auch nicht keimfrei, und unsere Scheidenschutzflora kann damit umgehen.

Es ist überhaupt nicht nötig, wegen einer Infektion eine neue Menstruationstasse zu kaufen, wenn auf die oben vorgeschlagene Weise gereinigt wurde. Das ist ja gerade das Schöne an den Menstruationstassen, dass sie jahrelang immer wieder benutzt werden können und keinen Müll produzieren.

Dr. med. Dorothee Struck
Dr. med Dorothee Struck ist Fachärztin für Frauenheilkunde, Ärztin für Naturheilverfahren, Autorin und freie Dozentin. Frauengesundheit bedeutet für sie, Frauen zu unterstützen, ihren Körper und des Geschehen in ihm zu verstehen. Seit 2005 ist Dr. Dorothee Struck in ihrer eigenen Privatpraxis in Kiel niedergelassen, zuvor war sie von 2002-2004 Oberärztin in Winsen an der Luhe.
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